Der Flächennutzungsplan aus Sicht von Pro Velo

Zum Entwurf der Neuaufstellung eines Flächennutzungsplans (FNP) nehmen wir als Pro Velo Bergisch Gladbach, Interessengemeinschaft für den Fahrradverkehr, wie folgt Stellung:

Wir begrüßen die Reduzierung möglicher Neuausweisungen von Wohn- und Gewerbegebieten in ungünstig gelegenen Randgebieten der Stadt seit dem Vorentwurf.

Wir haben jedoch weiterhin den Eindruck, dass bei manchen der geplanten Flächen die Frage der Verkehrsanbindung nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Die Überlastung vieler Straßen stellt bekanntlich in Bergisch Gladbach ein großes Problem dar, weshalb neue Wohngebiete so geplant werden sollten, dass ihre Bewohner attraktive Alternativen zur Nutzung des Privat-PKWs haben. Das entspräche auch der Zielsetzung einer Erhöhung des ÖPNV- und Fahrrad-Anteils im Integrierten Stadtentwicklungskonzept  (ISEK2030) sowie dem Mobilitätskonzept (MobiK) der Stadt Bergisch Gladbach.

Betroffen sind konkret die Flächen in Mutzerfeld (He6), Romaney (Ro5a), Sand (Sa3b,c,d), Scheider Feld (Sc5b) und Kalmünten (Sc2c). Diese sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht erreichbar, insbesondere liegen sie weit entfernt von Haltestellen des schienengebundenen ÖPNV. Auch sind sie relativ hügelig und weit vom Stadtzentrum gelegen, was die Fahrradnutzung für mögliche künftige Bewohner unattraktiv macht. Dieselben Einschränkungen gelten bislang für Herkenrath und Bärbroich; hier steht und fällt die verkehrstechnische Eignung der geplanten Flächen mit der ebenfalls geplanten Verlängerung der Linie 1. Sollte es nicht dazu kommen, müsste auch die Planung neuer Baugebiete in diesen Stadtteilen überdacht werden.

Wir möchten anregen, die Ausweisungen in den genannten Stadtteilen weiter zu reduzieren, und stattdessen stärker auf verkehrsgünstig gelegene Flächen in zentraler Lage oder im Umfeld von S- und Straßenbahn zu fokussieren: So wäre etwa eine Wohnbebauung auf dem noch ungenutzten Gelände der ehem. Hermann-Löns-Kaserne denkbar, ebenso zwischen Moitzfeld und Neuenhaus (wenn die Straßenbahn kommt) oder entlang der Linie 1 nördlich der Haltestelle Kippekausen. Dort wohnende Menschen wären von der PKW-Nutzung weitgehend unabhängig, so dass dort auch neue, moderne Wohnformen wie ‚autofreies Leben‘ entstehen könnten.

Dass die lange geplante Verlängerung der Linie 1 endlich ernsthaft ins Auge gefasst wird, begrüßen wir außerordentlich. Doch sollte es auf längere Sicht nicht dabei bleiben: Auch die Linie 4 bietet sich für eine Verlängerung in Richtung Schildgen und Odenthal an, und der ehemalige Bahndamm zwischen Gronau und Bensberg ist geradezu prädestiniert für eine Straßenbahnverbindung, die die größten Ortsteile zuverlässig und schnell miteinander verbinden würde. Das mag noch Zukunftsmusik sein, doch sollten diese Möglichkeiten einer künftigen Gestaltung unserer Stadt heute bereits berücksichtigt und nicht durch kurzsichtige Planungen verbaut werden.

Pro Velo Bergisch Gladbach, im Februar 2018

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