Lost in Königsforst

Versteckte kleine Täler, geschichtsträchtige Stätten, idyllische Picknickplätze, Ziegen, Rehe und Wildschweine – die Wälder rund um Bergisch Gladbach laden zu Erkundungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad ein. Im Sommer bieten sie zudem all denen Zuflucht, die vor der Hitze aus der Stadt fliehen möchten. Was aufgrund der ungenügenden Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Wochenenden leider mit einer Blechlawine und überfüllten Wanderparkplätzen einhergeht.

Die stadtnahe Natur ist von einer Vielzahl kleinerer und größerer Waldwege durchzogen. Diese lassen sich nicht nur für Spaziergänge und Ausflüge nutzen, sondern in vielen Fällen auch als ganz ‘normale’ Verkehrswege für die Fahrt zur Arbeit, zur Schule oder zu Freunden. So führt der beste Fahrradweg von Bensberg nach Rösrath über den alten Bahndamm im Königsforst, und auch von Paffrath nach Odenthal, Lückerath nach Herkenrath oder Refrath nach Hand fährt es sich am direktesten durch den Wald.

Die Freude der hiesigen Radfahrer*innen darüber ist jedoch nicht ungetrübt, denn was Qualität und Ausschilderung der Wege angeht, ist in vielen Fällen noch ‘Luft nach oben’. Das fängt bei Bordsteinen an, die beim Abbiegen in den Wald überwunden werden müssen, und endet nicht bei halb zugewucherten Wegen, durch die mensch sich im Sommer quasi durchkämpfen muss.

Von der Gierather Straße mal eben auf den Strunderadweg? (Karte)

Unterwegs von der Gladbacher Straße Richtung Herkenrath…

…auf einem offiziell ausgeschilderten Radweg. (Karte)

Das größte Ärgernis ist jedoch die ungleichmäßige Beschaffenheit des Belags: Die normalerweise feste und glatte Oberfläche wird mancherorts plötzlich von sandigen oder matschigen Abschnitten unterbrochen, oder noch schlimmer: von grobem, scharfkantigem Schotter. Für Mountainbiker mag das kein Problem sein, aber mit durchschnittlichen Innenstadt-Reifen wird es ungemütlich und steigt das Sturzrisiko deutlich an. Gleiches gilt für Schlaglöcher und Bodenwellen am Ende einer langen Abfahrt, mit denen niemensch rechnet.

Im Lerbacher Wald sind mancherorts ‚fat tyres‘ zu empfehlen. (Karte)

Die Oberfläche ist neu – und besonders in Kurven hochgefährlich. (Karte)

Eine weitere Schwachstelle ist die ungenügende Beschilderung der Wege. Natürlich muss nicht jeder kleine Trampelpfad akribisch erklärt werden, aber zumindest an größeren Kreuzungen wären gut sichtbare Wegweiser durchaus angebracht. Anderenfalls sehen nicht-Ortskundige sich gezwungen, an jeder zweiten Weggabelung ihre (elektronische) Karte zu konsultieren, oder aber Überraschungen zu riskieren: “Wieso Hoffnungsthal? Ich will nach Brück…!”

Ein Weg nach Paffrath, einer nach Hebborn, einer nach Voiswinkel… (Karte)

Sehr hübsch – aber wissen wirklich Alle, wo der ‚Pionier-Hüttenweg‘ hinführt? (Karte)

Im Folgenden einige weitere Beispiele zur Illustration – auch als ‘Hausaufgabe’ an die zuständigen Stellen bei der Stadtverwaltung. Es bleibt genug zu tun!

Refrath: Ein halbes Dutzend Schilder, aber kein Wegweiser. (Karte)

Bitte Kopf einziehen auf dem Weg zur Reuterstraße! (Karte)

Wurzeln gehören zum Wald – leider sind manche Exemplare arge Stolperfallen. (Karte)

Der Übergang über den Scheidbach-Zufluss ist nicht für alle Räder geeignet. (Karte)

Ein Bordstein, kein Wegweiser, dann grober Schotter: Willkommen im Wald! (Karte)

Eingeweihte wissen, dass es hier zu Haus Hardt und Schloss Lerbach geht. (Karte)

Rücksicht auf Fahrräder und Fußgänger? Leider Fehlanzeige. (Karte)

Nicht nur nach dem Regen: Manche Matschlöcher sind Dauereinrichtungen. (Karte)

Und wieder scharfkantiger Schotter, diesmal auf dem Strunderadweg. (Karte)

 

Disclaimer:

Grundsätzlich können die Gladbacher*innen sich glücklich schätzen: Sie sind schnell ‘im Grünen’ – wo erfreulich wenig Müll herumliegt – und die meisten Waldwege sind in gutem Zustand. Die Instandhaltung funktioniert in der Regel, und nicht zuletzt wurden in den letzten Jahren zahlreiche Bänke und Schutzhütten im Wald erneuert. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Es geht dem Schreiber dieses Artikels keineswegs um Nörgelei, sondern um Anregungen, wo weitere Verbesserungen möglich sind.

Text und Fotos: U. Kleinert
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