Die Stadt Bergisch Gladbach hat ihren Bürgerinnen und Bürgern ein wahrhaft ungewöhnliches Ei ins Osternest gelegt: Sie bietet ihnen an, die Kosten für einen Umzug zu übernehmen und bei der Wohnungssuche zu helfen – aber nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Doch der Reihe nach.
Seit Januar gibt es den Runden Tisch „Fahrradfreundliches Bergisch Gladbach“. Hier wollen Vertreter/innen der Stadtverwaltung, der im Stadtrat vertretenen Parteien, der Interessenverbände sowie von Polizei und Ordnungsamt gemeinsam beraten, wie sich im Rahmen der Umsetzung des Mobilitätskonzepts (MobiK) die Bedingungen für den Fahrradverkehr in der Stadt verbessern lassen.
Beziehungsweise ‚wollten‘. Denn nun gab es bei einer informellen Vorbesprechung für die nächste Sitzung eine Überraschung: Den Vertretern von VCD, ADFC und ProVelo wurde dort mitgeteilt, dass die Stadtratsfraktionen es sich anders überlegt und nun kein Interesse mehr am ‚Runden Tisch‘ hätten. Nach der Verwirrung hinsichtlich der (nicht-)Freigabe der Fußgängerzone für den Radverkehr seien einige (nicht namentlich genannte) Beteiligte zu der Ansicht gelangt, dass „man keinen weiteren Ärger riskieren“ solle. Man wolle keine Hoffnungen schüren, die dann doch enttäuscht würden, sei die neue Devise.
Für Radfahrer habe man jedoch eine sinnvolle Alternative: Um sie dafür zu entschädigen, dass die Infrastruktur für den Fahrradverkehr auch weiterhin derart miserabel bleiben werde, biete ihnen die Stadt Bergisch Gladbach an, den Umzug nach Holland zu finanzieren, oder wahlweise auch nach Münster oder Kopenhagen. Wörtlich sagte Verkehrsplaner Holger Vögler: „Wenn Sie gute Radwege wollen, dann hat unsere Stadt einen ganz einfachen Rat für Sie: Ziehen Sie nach Holland! Wir helfen Ihnen sogar dabei.“
Man sei bereits im Gespräch mit der Partnerstadt Velsen in Nordholland, und die dortige Stadtentwicklungsbehörde habe unbürokratische Hilfe bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung zugesagt. Umzugswillige Gladbacher müssten lediglich mittels Fotos oder unabhängiger Zeugen nachweisen, dass sie sich regelmäßig per Fahrrad fortbewegen, um an dem neuen Programm teilnehmen zu können.
Die Entscheidung für die Kehrtwende sei laut Vögler auf der Grundlage einer nüchternen Rechnung gefallen. Für die klamme Stadt sei es schlicht billiger, ihren fahrradfahrenden Bürgern dieses großzügige Angebot zu machen, als sich ernsthaft zu bemühen, das Radwegenetz im Stadtgebiet durch Investitionen erträglich zu machen.
Einer der Anwesenden, ADFC-Mitglied Hartmut Äpfler, findet das nach dem ersten Schock nur folgerichtig: „Die Stadt hat beim bundesweiten Fahrradklimatest immer katastrophal abgeschnitten, aber das scheint die örtlichen Politiker nicht zu stören. Sie hoffen wohl darauf, dass möglichst viele Radfahrer wegziehen und sich niemand mehr beklagt.“ Er selbst werde nicht gehen, weil sein Dackel zu alt sei, um sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen. Allerdings könne er sich vorstellen, dass einige seiner Freunde die Möglichkeit eines geförderten Wegzugs nutzen werden.
Hinter vorgehaltener Hand macht ein weiteres Argument die Runde: Wenn genügend Menschen der Stadt den Rücken kehren, so das Kalkül, werde sich auch die Wohnungsknappheit entspannen. Dann könne die Neuausweisung von Wohngebieten im hitzig diskutierten neuen Flächennutzungsplan reduziert werden, im Rahmen einer letzten Revision kurz vor der Kommunalwahl 2020. „Und wer weiß,“ sagt Äpfler vom ADFC, „ob dann nicht die wenigen Radwege auch noch in Parkplätze umgewandelt werden.“. Bergisch Gladbach sei schließlich für so manche Schildbürgerei zu haben.
das kann NUR ein 1. April Scherz sein …. oder wir leben hier noch in den 1960ger Jahren und nicht kurz vor 2020 mit extremsten Verkehrskoller den die Region je erlebt hat ……